Bühl – Was das Publikum im Bürgerhaus Neuer Markt am Sonntagabend mit Standing Ovations, Jubel- und Bravorufen feierte, war Blasmusikkonzert und zugleich „Hochzeitstag“: Der Musikverein „Harmonie“ Balzhofen feierte seine zehnjährige „musikalische Ehe“ mit Dirigent Patrick Groß. Die Geschenke, exzellente Interpretationen, bereiteten sich Orchester und musikalischer Leiter gegenseitig – und den Zuhörern.
Dass sich der unterm traditionellen Balzhofener Motto „MMM – Menschen Machen Musik“ stehende Abend zum Fünf-Sterne-Konzert entwickelte, unterstrich die Lichttechnik, die Sternenfunkeln versprühte. Andreas Hacken geleitete, beim Debüt als Moderator eines Balzhofener Konzerts, mit Mutterwitz, fachlich fundiert und satirisch gewürzt durchs Konzert. Der aus Büdesheim (Eifel) Stammende hatte keine Mühe gescheut, die Mundart hiesiger Eingeborener zu erlernen: „Balzhefener, Vimbier und Widdenunger“ gingen ihm lautecht von der Zunge.
In magischem Eisblau schimmerte die Bühne, als die „Harmonie“ Otto M. Schwarz’ „Fire & Ice“ als festliches Entree servierte, äußerst sauber gestimmt, klanglich homogen und rhythmisch packend. Dirigent Groß entwickelte doppelten Ehrgeiz: Er und Andreas Friedmann brachten sich als Solisten in Vivaldis „Konzert für zwei Trompeten und Bläser“ ein, bei dem Dirigentenkollege Stefan Seckler das Orchester leitete. Die Glanzleistung der Solisten, deren nahtloses Zusammenspiel in schwierigsten Passagen, erntete Applausstürme. In Kraas’ „Imagasy“ entlockte Groß dem Orchester Flöten-Zauber, effektvolle Perkussion und aparte Sphärenklänge.
Die peitschenden Figuren von Mangiones „Children of Sanchez“ pfefferte die „Harmonie“ perfekt in den Saal, apart garniert von Frank Meiers E-Gitarre. Musikalisch nahm sie ihr Publikum auf eine Reise „In 80 Tagen um die Welt“ (auch von Otto M. Schwarz) mit, bezauberte mit orientalischer Raffinesse, markigem Trompeten à la indische Elefanten und Kriegsgeheul à la amerikanische Indianer. Blankenburgs Marsch „Mein Regiment“ fand so großes Gefallen, dass er die erste Halbzeit und als Zugabe im doppelten Da Capo auch das ganze Konzert abschloss.
„Wir sind stolz und glücklich, Dich als Dirigent zu haben“, wandte sich Harmonie-Vorsitzender Joachim Kühnhöfer an Patrick Groß, den er als „Blasmusikverrückten durch und durch“ charakterisierte. Bilder in Großprojektion ließen die gemeinsamen Jahre Revue passieren. Per Video gratulierten unter anderem Groß’ Heimatmusikverein aus Ottersdorf, seine „Polkafüchse“ und die Kapelle aus Kramsach (Tirol). Kühnhöfer und Vizevorsitzende Anja Gründemann überreichten Patrick Groß namens des Vereins Bildcollage-Wandbild und Dankespräsent.
Musikalische Grüße steuerte das von Melanie Herp dirigierte Jugendorchester „Bühler Westen“ bei: Das sehr vergnüglich anzuhörende „Enjoy the Moment“ und – zusammen mit der „Harmonie“ – das „Stand up and Swing“, das den Titel lebendig wortwörtlich umsetzte.
Sahnehäubchen setzte die „Harmonie“ eins aufs andere: „Santana“ spannte den Bogen von romantischen Balladen zu mitreißendem Latinjazz; Frank Meier ließ seine E-Gitarre „Oye como va“ singen. Klangpracht sinfonischen Zuschnitts entfaltete das Blasorchester in Freddie Mercurys „Bohemian Rhapsody“. Raffinierte Effekte, Kettengerassel, dramatische Trommelwirbel und wundervolle Klangpoesie brachte die „Harmonie“ in „Fluch der Karibik“ zum Klingen; die Blasmusiker glänzten dabei überdies mit Chorgesang in „Steht zusammen“. Das Publikum belohnte Patrick Groß und die „Harmonie“ mit rauschendem Applaus. „Das war super“, meinten Stimmen aus dem Publikum. (Werner Vetter)
Text und Fotos mit freundlicher Genehmigung von Werner Vetter.